Andreas Exner hat mich eingeladen, Mitglied in dieser Gruppe zu werden und ich habe zunächst ein wenig mit dem Problem gekämpft, dass der Rahmen von Transition hier leicht gesprengt werden könnte.
Transition richtet sich ja absichtlich nicht so sehr auf die Makro-Ebene des politischen und wirtschaftlichen Systems, sondern geht von der Idee von "aggregierten" Effekten kommunaler und lokaler Nachhaltigkeitsstrategien aus.
Mit anderen Worten: Transition fragt wie im kommunalen und lokalen Rahmen Impulse gesetzt werden können für eine andere Zukunft, nicht nur Energiezukunft. Es kommt darauf an, das "gute Leben" sichtbar zu machen, das aus Relokalisierung und Rekombination unserer Ressourcen heraus möglich ist.
Ein guter Teil der Kraft der Transition Initiativen kommt daraus, dass sie sich aus einem "postindustriellen" Lebensgefühl herleiten, also der Einsicht dass das industrielle Kernsystem (und damit auch der Gegensatz von Kapital und Arbeit) in der Gesellschaft an Bedeutung verliert und die Rekonstruktion eines Systems lokaler Ökonomien ansteht.
Nun wäre es aber vermessen zu glauben dass dieses System lokaler Ökonomien tatsächlich schon unser Leben bestimmen würde. Als ich mir die Frage gestellt habe, wie diese Gruppe überhaupt in Transition passen könnte, sind mir zwei der Basismuster von Rob Hopkins eingefallen, nämlich das Muster ganz am Anfang wo der Schmerz über den Zerfall des auf Öl aufgebauten Gesellschafts- und Wirtschafstsystems thematisiert wird, und dann das Muster, in dem sich Rob Hopkins ganz klar auf die Notwendigkeit von Einsicht und Wissen beruft.
In diesem Sinn könnte diese Gruppe in Transition und damit auch Transition Austria passen: Um uns zu erinnern in welchem Wirtschafts- und Geselschaftssystem wir agieren, und auch um die Illusion zu zerstören, dass dieses System mit uns und unserem Lebensstil nichts zu tun hat. Und zweitens um uns auch nicht zu täuschen über die Beharrungskraft des Bestehenden und das Konglomerat von Interessen das es trägt - Interessen die "wir" oder "die" wiederum nicht von Natur aus haben, sondern weil es in der perversen Logik der Sache liegt - Interessen die also selbst hervorgebracht sind von der Struktur Wert-Geld-Kapital-Staat.
Wissen kann befreien, und es kann auch lähmen. In früheren Phasen meines Lebens habe ich die Rolle von Wissen und der Konfrontation (denn Wissen impliziert automatisch Kritik und Polarisierung) überbetont. Heute meine ich, dass es auf die Balance zwischen motivierender Kritik und der tatsächlichen Spürbarkeit und Vorstellbarkeit von funktionierenden Alternativen ankommt. In diesem Sinn kann diese Gruppe ein Experiment sein, wenn uns klar ist dass sie gerade nicht dazu dient, im Sinne eines moralischen gut und böse ein Sittengemälde von den bösen Kapitalisten zu malen - und schon gar nicht von den guten Arbeitern, Arbeitslosen und sonstigen Erniedrigten und Beleidigten.
Andreas, an Dir wäre es die Aufgaben hier genauer zu definieren und verständlich zu machen. Wenn Du schreibst:
Es ist nicht auszuhalten, dass statt des guten Lebens für alle, das machbar ist, Harmonie und Win-Win-Situationen eingefordert werden. Es ist unerträglich, dass statt des guten Lebens für alle, das machbar ist,
Dummheit und Selbstbetrug regieren
dann kann ich Dir nur teilweise zustimmen: ein gutes Leben hat sehr viel mit Harmonie und Win-Win Situationen zu tun. Es herzustellen bedarf sicherlich oft der Klarheit und der Feststellung: so geht es nicht. Aber in der Alternative einer zukunftsfähigen Lebensweise sind durchaus - zumindest grosso modo - dieselben Subjekte zugange wie in der falschen.